Hilfe für Helfer: Systeme und Apps für Ersthelfer

Laut dem Deutschen Rat für Wiederbelebung (GRC) erleiden in Deutschland jährlich mehr als 70.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses.

Nur 10 % der Betroffenen überleben, da aufgrund der Eintreffzeit des Rettungsdienstes mit durchschnittlich 9 Minuten die Wiederbelebungsmaßnahmen häufig erst zu spät eingeleitet werden.

Mit einer flächendeckenden schnellen medizinischen Erstversorgung dieser lebensbedrohlichen Notfälle können mehr als 10.000 Menschenleben pro Jahr in Deutschland gerettet werden.

Diese Erstversorgung kann durch Ersthelfer, die sich in der Nähe befinden und (zusätzlich zum Rettungsdienst) alarmiert werden ermöglicht werden: Die Mobilen Retter

Mobile Retter engagieren sich ehrenamtlich, leisten aktive Nachbarschaftshilfe und beweisen bürgerschaftliches Engagement. 2-3 % der Bevölkerung verfügen über die notwendige Qualifikation als qualifizierte Ersthelfer*innen.

Ersthelfer-Apps/ First-Respondern

Der Begriff Ersthelfer-Alarmierungssystem umfasst alle technischen Mittel und deren Zusammenwirken zur Alarmierung von qualifizierten Ersthelfern in medizinischen Notfällen.

Bei verschiedenen zeitkritischen Notfallbildern ist es von essenzieller Wichtigkeit für das Überleben des Patienten, dass dieser ohne Zeitverzögerung qualifizierte Hilfe erhält. Therapieverzögerung führen, je nach Notfall zu einer deutlichen Verringerung der Überlebenswahrscheinlichkeit.

Der Rettungsdienst ist im deutschen Mittel jedoch erst nach ca. 8,5 Minuten vor Ort. Wird bereits vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes Hilfe geleistet, so ist mit einer deutlichen Erhöhung der Überlebenswahrscheinlichkeit zu rechnen. Das gemeinsame Ziel aller Ersthelfer-Alarmierungssysteme ist die Verkürzung des therapiefreien Intervalls in zeitkritischen Notfallsituationen.

Smartphone-basierte Ersthelfer-Alarmierung

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde. Medizinisch qualifizierte Ersthelfer und Ersthelferinnen, die sich in unmittelbarer Nähe zum Notfall befinden, werden durch die GPS-Komponente ihrer Smartphones geortet und nach Wahl des Notrufs 112 durch die Leitstelle automatisch parallel zum Rettungsdienst alarmiert.

Mobile Retter können allein durch die örtliche Nähe sehr oft schneller als der Rettungsdienst am Notfallort sein und bis zu dessen Eintreffen bereits qualifizierte lebensrettende Maßnahmen einleiten, die gerade in den ersten Minuten oft entscheidend sind. Die Rettungskette wird somit gestärkt, ohne eine Änderung an der bisherigen etablierten Struktur des Rettungsdienstes vorzunehmen.

Ersthelfer-Alarmierungssysteme sind an die örtliche Rettungsleitstelle angebunden, sodass die Ersthelfer ohne Zeitverzögerung mit den Einsatzkräften des Rettungsdienstes zeitgleich alarmiert werden können.

Welche Ersthelfer-Systeme gibt es?

Es gibt nicht nur eine einzige Organisation, die eine Ersthelfer-App bereitstellt. In verschiedenen Ländern haben sich verschiedene Systeme entwickelt. In Deutschland gibt es leider noch kein einheitliches System. Je nach Bundesland werden individuelle Systeme genutzt.

Das sind zum Beispiel:      

  • corhelper
  • First AED
  • Meine Stadt Rettet
  • Mobile Retter
  • KATRETTER
  • Saving Lifes
  • Voraus-Helfer
  • Instant Help


Wie ist die grundsätzliche Funktionsweise der Ersthelfer-App?

  1. Man muss sich bei einem APP-Betreiber in der jeweiligen App bzw. im jeweiligen System registrieren. Mobile Retter engagieren sich ehrenamtlich, verfügen entweder bereits über die notwendige Qualifikation als qualifizierte Ersthelfer*innen oder werden entsprechend ausgebildet und geschult.
  2. Bei einem Alarm bekommen die registrierten und in der Nähe des Notfallortes befindlichen First Responder eine Push-Mitteilung auf ihr Smartphone, in der sie aufgefordert werden, diesen Einsatz zu übernehmen oder ihn abzulehnen.
  3. Nach der Einsatzübernahme bekommt eine vorher definierte Anzahl von zusagenden First Respondern dann die benötigten Einsatzdetails (Einsatzort und eventuelle Zusatzinfos)
  4. Je nach APP können auch spezielle Aufgaben an einzelne Personen zugeteilt werden, wie z.B. einen Defibrillator zu holen und diesen zum Notfallort zu bringen.

Weitere Infos und Links zu First-Respondern und Ersthelfer-APPs finden Sie z.B. unter:

Weitere Informationen zum Projekt und der Registrierung als Mobiler Retter aus umliegenden Regionen, finden sich beispielsweise unter folgendem Link:

Kreis Mettmann:       https://www.mobile-retter.org/me

Kreis Remscheid:     https://portal.mobile-retter.org/regionen/stadt-remscheid

Stadt Solingen:         https://portal.mobile-retter.org/regionen/sgw

Stadt Wuppertal:      https://portal.mobile-retter.org/regionen/stadt-wuppertal

Neben einer ausreichenden Anzahl von Menschen, die bereit sind zu helfen, müsste es auch flächendeckend frei zugängliche Standorte für Defibrillatoren geben und informationstechnische Voraussetzungen wie diese im Ernstfall schnell zu erreichen sind.

Der WDR berichtete beispielsweise über die Initiative in Remscheid:

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/oeffentliche-defibrillatoren-remscheid-100.html

AED-Datenbanken

Alle Europäischen Länder sind aufgefordert, Technologien zu implementieren, die die Zeit bis zum Beginn einer Herzdruckmassage und bis zur Defibrillation (falls nötig) verkürzen.

Aus diesem Grund sind nicht nur der zusätzliche Einsatz von „mobilen Ersthelfern“ anzustreben, auch die Standorte von öffentlich zugänglichen Defibrillatoren (AED) sind idealerweise zu hinterlegt.

Wann und wofür wird ein Defibrillator/ AED benötigt:

Statistisch gesehen ist der plötzliche Herztod die häufigste Todesursache außerhalb der Kliniken. Viele Patienten mit plötzlichem Herzversagen könnten jedoch gerettet werden, wenn rasch Erste Hilfe geleistet wird – denn diese Situation ist ein Wettlauf mit der Zeit.

Bei den meisten Patienten tritt zuerst ein Kammerflimmern auf, bei dem sich das Herz nicht mehr effektiv zusammenzieht, so dass der Kreislauf zum Erliegen kommt. Kurze Zeit später, hört das Herz oft vollständig auf zu schlagen (Asystolie).

Mit jeder Minute, die verstreicht, sinkt die Überlebensrate des Betroffenen um 10%. Bereits nach 10 Minuten ohne Reanimationsmaßnahmen liegt die Überlebenschance quasi bei 0 %.

In diesem Fall ist nicht nur eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durch einen Ersthelfer überlebenswichtig, auch der rasche Einsatz eines Defibrillators kann in diesem Fall Leben retten und Spätschäden reduzieren.

Seit mehreren Jahren werden bereits in Deutschland in vielen öffentlichen Bereichen (Bahnhöfen, Flughafen, Sportstätten, Banken, Fußballstadien etc.) mit Akkus oder Batterien betriebene Defibrillatoren angebracht, die auch von medizinisch nicht geschulten Personen leicht zu bedienen sind. Seit 2011 wird bei allen Erste-Hilfe-Kursen der Umgang mit einem Defibrillator gezeigt und geübt.

Anwendung gerade durch Laien und Ersthelfer:

Ein Automatisierter Externer Defibrillator (AED) – ein kleines, tragbares Gerät – ist so konstruiert, dass auch ein Laie damit keinen Schaden anrichten kann. Das Ziel ist, durch gezielte Elektroschocks das Herz bei Rhythmusstörungen anzuregen, wieder gleichmäßig zu schlagen und so die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagens zu überbrücken.

Die vorhandenen Klebe-Elektroden werden dazu beim erwachsenen Patienten unter dem rechten Schlüsselbein sowie unter der linken Achselhöhle angebracht. Die genaue Lokalisation lässt sich direkt auf dem Gerät ablesen.

Danach analysiert der AED den Herzrhythmus. Kommt es zum Kammerflimmern oder besteht ein Herzstillstand, fordert das Gerät zur Defibrillation auf. Eine Sprachanweisung und/ oder entsprechende Piktogramme geben die konkret durchzuführenden Schritte und Maßnahmen vor.

Vor Abgabe des Stromstoßes, wird durch Sprachansage gewarnt, wann der Patient nicht berührt werden darf, sodass während des Stromstoßes für den Helfer und andere Beteiligte keine Gefahr entsteht.

Besonders in schwach besiedelten oder ländlichen Regionen kann durch einen raschen Einsatz mit einem AED die Überlebensrate von Menschen mit plötzlichem Herzversagen oder Kammerflimmern deutlich gesteigert werden. Denn eben in diesen Regionen sind die Rettungsleitstellen meist weit entfernt und brauchen häufig bis zu 25 Minuten, um am Notfallort einzutreffen.

AED-Datenbank

Um Leben zu retten brauchen es somit kurze Wege zum Defi.

Unter folgenden Links können z.B. online Standorte von öffentlich zugänglichen Defibrillatoren/ AED abgerufen werden:

Gerade für Firmen mit mobilen, sich oft verändernden Einsatzorten, Arbeitsstätten in ländlichen Bereichen mit längeren Anfahrtswegen für die etablierten Rettungssysteme oder für Mitarbeiter-Teams mit häufig wechselnden Arbeitsstellen, sind entsprechende Informationen vielleicht besonders interessant.

Zurück zur Übersicht