Es ist ein Tabu-Thema, das im Grunde aber die Hälfte der Menschheit irgendwann betrifft: die Wechseljahre.
Hitzewallungen, Schlafstörungen oder depressive Schübe – viele Frauen fühlen sich in der Menopause nicht mehr belastbar. In Zeiten des Fachkräftemangels ist der Verlust oder die Einschränkung von erfahrenen Mitarbeiterinnen ein Wirtschaftsfaktor.
Viele denken bei Wechseljahren an ältere Frauen, dennoch können die Veränderungen bedingt durch Hormonspiegelveränderungen schon Anfang 40 beginnen. Viele deuten die Symptome falsch und so kann es auch von Medizinern zu Fehleinschätzungen und damit zu Fehlbehandlungen kommen.
Der Begriff „Menopause“ bezeichnet die letzte Menstruation im Leben einer Frau ohne Entfernung der Gebärmutter (und ohne Einnahme von Hormonen). Die Lebensphase davor und kurz danach wird „Perimenopause“ genannt. Erst 12 Monate nach der letzten Blutung kann man davon ausgehen, dass dies wirklich die letzte Blutung war, sodass die Menopause oft erst rückblickend festgelegt werden kann. Nach diesen 12 Monaten, also 1 Jahr nach der letzten Blutung beginnt die Postmenopause.
Frauen erleben die Menopause durchschnittlich im Alter von 51-52 Jahren, jedoch werden etwa 1% der Frauen bereits im Alter unter 40 Jahren davon überrascht, eine von tausend Frauen sogar unter 30 Jahren. Rauchen und Diabetes (Zuckerkrankheit), sowie andere chronische Erkrankungen können die Menopause um ca. 2 Jahre früher eintreten lassen, auch gibt es Ähnlichkeiten zwischen dem Menopause-Alter von Müttern und Töchtern.
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Acht von zehn Frauen erleben in den Wechseljahren Beschwerden, vor allem Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Etwa ein Drittel hat schwere Symptome, welche die Lebensqualität und die Funktionsfähigkeit im Beruf und Alltag stark einschränken. Zu diesen Symptomen gehören auch Schlafstörungen, Gelenkschmerzen, Trockenheit der Schleimhäute und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Andere Beschwerden, wie Angst, Reizbarkeit und Depression, Herzklopfen oder Herzrasen, Hauttrockenheit und Müdigkeit sind ebenfalls häufig. Diese Symptome können schon einige Jahre vor der Menopause einsetzen und bis zu 13 Jahre andauern.
Laut Statistik leben in Deutschland rund elfeinhalb Millionen Frauen im Alter zwischen 40 und 59 Jahren, dem Zeitraum, in dem bei vielen die Wechseljahre losgehen.
Im Jahr 2023 wurde eine Studie zum Thema „Wechseljahre im Arbeitskontext“ in Deutschland durchgeführt (Forschungsprojekt MenoSupport).
Es zeigte sich, wie stark die Auswirkungen der Wechseljahre auf die Karriereentscheidungen sind. Ca 75% der Befragten gab an, unter wechseljahresbedingter körperlicher und geistiger Erschöpfung zu leiden und dadurch am Arbeitsplatz negativ beeinträchtigt zu sein.
Rund 20 Prozent der befragten Frauen ab 50 gaben an, dass sie wegen der Wechseljahre früher in den Ruhestand gehen wollen oder dass sie das sogar schon gemacht haben. Dass sie Stunden reduzieren oder Beförderungen ausschlagen.
Insgesamt hatten 90% der befragten Frauen Wechseljahresbeschwerden und 29% gaben an, schon mindestens einmal arbeitsunfähig geschrieben worden zu sein.
Chance für Firmen: Gut ausgebildete Frauen im Job halten
„Wenn Unternehmen mehr für Frauen in den Wechseljahren tun, dann haben sie sehr gut ausbildete, sehr erfahrene Mitarbeiterinnen“, sagt Andrea Rumler von der HWR Berlin. Wechseljahre sind keine Krankheit, sondern nur eine Phase der körperlichen Veränderung. Wenn die Frauen hier unterstützt werden, können sie auch später wieder leistungsfähig arbeiten.“
Um die häufig gut bis sehr gut qualifizierten Frauen zu unterstützen, sollte aus arbeitsmedizinischer Sicht das Thema Wechseljahre offen thematisiert werden.
Mehr als ein Drittel der Befragten schätzte ihren Informationsstand als mittelmäßig bis gering ein.
Denkbar sind spezielle Präventions- und Beratungsangeboteangebote zum Beispiel im Rahmen von Gesundheitstagen, das Angebot psychologischer Betreuung zum Beispiel über ein Personal Assistance Programm oder spezielle Sportangebote, so dass die Mitarbeiterinnen mehr Aufklärung erfahren.
Auch flexible Arbeitszeitmodelle oder das Angebot von Ruheräumen könnten zusätzlich unterstützend wirken.
Generell sollte eine fundierte ärztliche Beratung erfolgen. Hieß es früher noch „Da müssen Sie durch“ gibt es sanfte Behandlungsmöglichkeiten wie zum Beispiel die Möglichkeit einer niedrig dosierten Hormonsubstitution gemäß der medizinischen Leitlinien.
Zusätzlich ist eine ausgewogene Ernährung sehr wichtig. Es sollte auf eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen geachtet werden. Hier vor allem die B-Vitamine, Vitamin C, D, und E. Auch sollten Mineralstoffe wie Magnesium, Selen, Eisen, Zink ausreichend zugeführt werden. Hier empfehlen wir eine fachkundige Beratung, um Fehldosierungen zu vermeiden.
Auch sollte ein Osteoporose-Screening in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt/Ärztin erfolgen.
Osteoporose bedeutet eine Abnahme der Knochendichte.
Die postmenopausale Osteoporose ist eine Form der primären Osteoporose und wird auch als Typ-I-Osteoporose bezeichnet. Man muss davon ausgehen, dass sich bei 30% der Frauen nach der Menopause eine Osteoporose entwickelt. Bereits perimenopausal beginnt die Knochendichte abzunehmen.
Diverse Studien belegen, dass regelmäßige sportliche Aktivität die Beschwerden und Risiken verbessern kann.
Betroffene können sich über die Webseite der deutschen Menopause-Gesellschaft zu Behandlungsmöglichkeiten, Selbsthilfegruppen informieren. Auch stehen wir als Betriebsärzte und natürlich der Frauenarzt/Ärztin als Ansprechpartner zu Verfügung.
https://www.menopause-gesellschaft.de/publikumsveranstaltungen/
Quellen: